Interview mit Pilotin Kathrin Kaiser

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Hoch oben in der Luft fühlt sich Kathrin Kaiser richtig wohl. In diesem Quadratlatschen-AKTIV-Interview berichtet sie von ihren Flügen über das Siebengebirge und ihren Ausflügen zu Fuß auf den Drachenfels.

Frage 1: Wer sind Sie? Was machen Sie beruflich und sonst so im Leben?

Mein Name ist Kathrin Kaiser, ich bin Bundesbeamtin im Umweltministerium, alleinerziehende Mutter zweier Jungs und Privatpilotin.

Frage 2: Welche Orte im Siebengebirge mögen Sie am liebsten und warum?

Kathrin Kaiser: Natürlich das Drachenschloss, den Drachenfels, aber auch das Hotel auf dem Petersberg. Das sind ganz markante Hotspots, die man aus dem Flugzeug sehr gut sehen kann oder auch mal umkreisen. Gerade der Drachenfels ist ein begehrtes Fotomotiv bei meinen Passagieren. Wenn ich ohne mein Flugzeug als Fußgänger im Siebengebirge unterwegs bin, dann ja eigentlich nur mit meinen Kindern. Wir sind schon unzählige Male mit den Eseln ab der Bahnstation in Königswinter bis zum Schloss hoch geritten, also die Mama durfte das natürlich nicht, aber die Jungs. Danach ging es zum Siegfried in das Museum mit den vielen Echsen, Krokodilen und Schlangen. Und am Schluss wurde immer noch der Felsen bestiegen bis ganz nach oben. Von dort gönnten wir uns meistens eine Fahrt mit der Zahnradbahn zurück ins Tal hinunter. Bei jedem einzelnen, der inzwischen schon hunderten Flüge am Siebengebirge entlang, denke ich an meine Ausflüge zu Fuß.

Schloss Drachenburg von oben, Foto: Kathrin Kaiser

Das Siebengebirge von oben aus der Luft

Frage 3: Sie sind seit 2019 Pilotin. Beschreiben Sie bitte einen Flug über das Siebengebirge! Wie sieht das Siebengebirge von oben aus? Was fasziniert Sie am Fliegen?

Kathrin Kaiser: Wenn ich in Bonn Hangelar starte, dann brauche ich etwa drei bis vier Minuten, um auf die Höhe zu steigen, in der ich erst am Siebengebirge entlang und dann sogar darüber fliegen kann. Von der Makrostruktur her sind es kleine Berge, da sie komplett mit Bäumen bewachsen sind. Klimatisch bedingt wäre, rein technisch gesehen, in dieser Region die Höhengrenze für das Wachstum der Bäume, in dem Fall Tannen, bei etwa 1200 Metern. Da reicht selbst der höchste Berg, der Ölberg, mit seinen 460 Metern lange nicht dran.

Wenn man die Geschwindigkeit drosselt und dann auch noch Gegenwind hat und man so wirklich langsam am Siebengebirge entlang fliegt, dann sieht man schon auch mal genauer hin. Dann erkennt man die unterschiedlichen Bäume. Man sieht die Besucher die größeren Wanderwege entlanglaufen und von der Terrasse unterhalb des Drachenfels winken mir manchmal die Menschen zu. Im Herbst färbt sich der Wald in die schönsten goldenen Farben und im Winter schimmern auch die kleineren Wege zwischen den teils kahlen Bäumen durch.

Nebel im Siebengebirge

Manchmal am Morgen hängen dicke Nebelschwaden um das Siebengebirge. Und wenn ich durch ein Loch nach oben geschlüpft bin, sehe ich, wie die Spitzen der Berge über den wabernden Dunstwolken erhaben rausschauen. Das Siebengebirge hat so viele unterschiedliche Gesichter, wie das Jahr Tage hat.

Die Orografie kann bei stark windigen Tagen, je nachdem von wo der Wind weht, ein kleines Flugzeug ganz ordentlich in Turbulenzen bringen. Bei tiefen Wolken oder Nebel verschwindet manchmal unerwartet die Sicht und noch bevor man sich aus dieser plötzlichen Blindheit retten kann, kann es sein, dass auf einmal schon einer der Berge vor einem auftaucht. Gut vorbereiteten Piloten sollte das allerdings nicht passieren. Und trotzdem, Ortsfremden, aber auch ansässigen Piloten wurde so das Siebengebirge schon zum Verhängnis und für manchen sogar schon zur tödlichen Falle.

Aber es überwiegt natürlich die Faszination des Schönen in dieser Gegend. Es gibt ja durchaus mehrere Schlösser und Burgen bzw. Ruinen zu sehen. Außerdem bin ich ab Niederholtorf früher mit meinem Pferd oft ins Siebengebirge geritten. Und wenn ich jetzt auf meinem geflügelten Blechpferd durch die Lüfte reite, erkenne ich einige dieser Strecken wieder.

Abenteuer in der Natur

Frage 4: Welches Abenteuer in der Natur möchten Sie mal erleben?

Kathrin Kaiser: Ich komme ja gerade aus Israel zurück, wo ich mit meinem Flugzeug tief über die Landschaft fliegen musste, weil oben die ganzen militärischen Lufträume sind. Aber das hat mir so gut gefallen, das würde ich hier auch gern machen. Nur leider sind aus verständlichen Sicherheitsgründen die Mindesthöhen über Land, über bebauten Gebieten und über Wasser gesetzlich vorgegeben. Aber da wo es erlaubt ist, bin ich nicht zu halten und liebe es, mit meiner Maschine über die Felder und Wälder zu fliegen. Als ich über den Nordatlantik geflogen bin und bei Grönland auf diese kalte wunderschöne Landschaft stieß, jagte ich die Robben von den Eisschollen und flog über Wale hinweg. Ich gehöre definitiv in die Natur, was aber mein Flugzeug nicht ausschließt.

Kathrin Kaisers Flugzeug „Pegasus“, Foto: Kathrin Kaiser

Die Qudratlatschen-Frage

Frage 5: Und zum Schluss eine typische Quadratlatschen-Fragen: Welche Schuhe ziehen Sie am liebsten an und warum tragen Sie diese so gerne?

Kathrin Kaiser: Ich gehe sehr gern in Absatzschuhe vor die Tür. Das mache ich nicht erst, seit ich Chefsekretärin bin, sondern ich bin ganz einfach eine Frau und zeige das auch gern. Manchmal habe ich das Gefühl, ein paar Jahrzehnte zu spät geboren zu sein. Ich finde, früher hatten die Leute viel mehr Stil, selbst wenn sie nur zum Einkaufen das Haus verließen.

Selbstverständlich ziehe ich sportlichere Schuhe an, wenn ich zum Drachenfelsen hoch wandere, aber das mache ich ja nicht jeden Tag. Ins Büro gehe ich aber schon jeden Tag und da habe ich eben Pumps an. Und obwohl ich schon ohne Schuhe groß bin, mag ich es, dann noch mehr Überblick zu bekommen. Sie sehen, ich fühle mich wohl in den Höhen. („Lacht“)

Es würde mir sehr gefallen, einige der Quadratlatschen mal in die Luft zu bringen und ihnen mit dieser neue Perspektive auf ihre Lieblingslandschaft eine große Freude zu machen. Es war mir ein Genuss, euch ein kleines Stück von meiner Leidenschaft zu erzählen und euch meine Sicht auf das Siebengebirge zu vermitteln.

Ich grüße euch die Sonne, wenn ich das nächste Mal über den Wolken die grenzenlose Freiheit erlebe.

Eure Kathrin Kaiser

Und ich bedanke mich herzlich für dieses Interview, liebe Kathrin Kaiser! (K. Rosi Würtz im Mai 2023)

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