Interview mit Wanderer Witali Bytschkow

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Witali Bytschkow ist mit seiner Vortragstour „4300km zu Fuß durch Europa“ unterwegs und begeistert sein Publikum mit Geschichten, die er direkt in der Natur erlebt hat.

Frage 1: Wie kam es zu deiner Idee, Europa zu Fuß zu durchwandern?

Witali Bytschkow: Ich bin schon immer viel gereist und wollte ein längeres Abenteuer machen, wo ich mehrere Monate unterwegs bin. Aber mir machte es einfach keinen Spaß mehr, von Hostel zu Hostel mit dem Bus zu fahren. Ich wollte meine Ziele aus eigener Kraft erreichen. Eines Tages meinte meine Freundin, dass sie ihren Job nicht mehr weitermachen möchte und jetzt Zeit hätte. Wir hatten nicht besonders viele Ersparnisse, also überlegten wir uns, dass wir eine längere Wanderung machen könnten. Wir sind vorher nie wirklich mit Zelt gewandert und hatten auch keine Erfahrung, wie man sowas macht.

Auf einer Karte in einer Pilgerausstellung im November 2016 haben wir dann das Jakobswegnetz in Europa gesehen und die längste mögliche Strecke, die dort verzeichnet war, war von Trondheim (Norwegen) nach Porto (Portugal). Als meine Freundin und ich das sahen, wussten wir, dass wir das mal machen wollten und acht Monate später sind wir losgelaufen, 2600 km gemeinsam. Als wir dann in Köln nach fünf Monaten Unterwegssein wieder angekommen sind, wusste ich, dass ich das nochmal machen möchte. Eine Jahr später bin ich dann nochmal 1700 km alleine gelaufen.

Frage 2: Welche Rolle spielt das Thema Bewegung in deinem Leben?

Witali Bytschkow: Ich wünsche mir, dass es für mich immer eine große Rolle spielen wird. Ich war früher Leistungssportler und kannte Bewegung nur im Zusammenhang mit absoluter Verausgabung, Vollgas geben. Nach dem Sport, habe ich Vollgas im Job gegeben und eine Firma gegründet in der heute fast 30 Leute arbeiten. Da habe ich von morgens bis abends im Büro verbracht, zweitweise auch im Büro geschlafen. Ich wollte das damals auch so. In dieser Zeit kam Bewegung völlig zu kurz. Heute versuche ich Momente zu schaffen, wo ich weiß, dass ich wieder längere Zeit aus eigener Kraft unterwegs bin. Sei es mit dem Fahrrad mal eben in die Nähe von Salzburg zu fahren und zurück, oder eine Wanderung von über 1000 km.

Frage 3: Du bist auf deiner Europatour auch durch das Siebengebirge gekommen. Welchen Ort im Siebengebirge hast du am liebsten und warum?

Witali Bytschkow: Eigentlich nicht. Tut mir leid. Die letzte Tour war 1700 km von Oslo nach Köln. Da bin ich über den Harz, das Sauerland und das Bergische Land nach Köln rein gelaufen, sprich knapp am Siebengebirge vorbei.

Aber im Siebengebirge habe ich mich ein wenig vorbereitet. Ich bin nach der Arbeit im Sommer ins Siebengebirge gefahren, bin ein paar Kilometer gewandert und habe meine Isomatte irgendwo mitten im Wald ausgebreitet und dort geschlafen. Um 5 Uhr bin ich dann aufgestanden und zurück nach Köln ins Büro gefahren. Wie jeder andere auch, nur dass ich nicht zu Hause geschlafen habe, sondern im Siebengebirge im Wald.

Frage 4: Welche waren deine bewegendsten Momente während deiner Wanderung?

Witali Bytschkow: Es gab natürlich viele Momente. Ich würde mich hier mal auf einen beschränken. Als ich durch Schweden gelaufen bin, habe ich bereits im Dunkeln einen Schlafplatz gesucht. Plötzlich war mitten im Wald ein Auto und zwei Jungs stiegen aus. Da es dunkel war, konnten sie mich nicht sehen und ich versuchte durch Geräusche auf mich aufmerksam zu machen. Aber sie reagierten einfach nicht. Ich habe selber etwas Angst bekommen, da ich keine Reaktion bekam, bis ich dann plötzlich vor ihnen stand. Sie signalisierten direkt, dass sie taub waren und holten mir ohne zu zögern aus dem Auto ein Bier raus. Es war eine unglaublich herzliche Begegnung, bei der ich genau weiß, dass ich zu Beginn einen ziemlichen Schreck bekam, dass sie auf mich nicht reagierten. Wir machten ein Lagerfeuer und übernachteten gemeinsam im Wald.

Frage 5: Und zum Schluss eine typische Quadratlatschen-Frage: Welche Schuhe ziehst du am liebsten an und warum trägst du diese so gerne?

Witali Bytschkow: Ganz ehrlich. Ich würde gerne auf Schuhe verzichten. Bei der Wanderung hatte ich immer wieder Probleme mit meinen Füßen. Ich hatte etliche Schwierigkeiten mit Blasen. Irgendwann dachte ich mir, warum brauche ich überhaupt Schuhe und geht es vielleicht auch ohne. Gerade probiere ich das herauszufinden, ob das für mich etwas wäre, auf Schuhe irgendwann zu verzichten. Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich mal barfuß unterwegs sein könnte, aber ich muss gestehen, dass ich immer mehr gefallen an der Idee finde.

Herzlichen Dank für dieses Interview!


2 Kommentare

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Interviews - Kathrin Rosi Würtz · Februar 15, 2024 um 2:45 pm

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