Esel im Siebengebirge: starke Helfer mit langen Ohren

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Früher oder später taucht mindestens ein Esel auf: ob in echt, als Statue oder Wegweiser für das Siebengebirgsmuseum! Esel sind allgegenwärtig am Drachenfels und auch auf anderen Bergen im Siebengebirge haben diese Tiere harte Arbeit in der Lokalgeschichte gespielt. Wie kamen also die Esel ins Siebengebirge, was haben sie dort vollbringen müssen und welche Rolle spielen sie heute noch? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Blogbeitrag. Viel Spaß beim Lesen!

Die Esel vom Drachenfels: Packtiere im lastenreichen Einsatz

Wer heute gemütlich auf dem gut ausgebauten Weg zum Drachenfels spaziert oder sogar mit der historischen Zahnradbahn nach oben fährt, ahnt kaum, wie beschwerlich dieser Weg früher war. Bevor es Straßen, Schienen und asphaltierten Wanderwege gab, waren Esel die Stars der Logistik.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert dienten die gutmütigen Langohren als Packtiere für Touristen und Touristinnen – ja, richtig gelesen! Wer sich das steile Stück zum Gipfel nicht zutraute oder einfach etwas Glamour erleben wollte, ließ sich auf dem Rücken eines Esels nach oben tragen. So ein Eselritt war ein echtes Highlight – nicht nur für Kinder! In damaligen Reiseberichten wird von einem „gemächlichen Schaukeln“ und dem „romantischen Ritt mit Blick auf den Rhein“ geschwärmt. Die Tiere wurden direkt unten in Königswinter an Gäste „vermietet“, meist geführt von ortsansässigen Jungen oder Männern, die sich damit ein Zubrot verdienten.

Wer das Siebengebirgsmuseum besuchen möchte, folge bitte den Eseln in Königswinter! (Foto: Kathrin Rosi Würtz)

Doch nicht nur Menschen wurden transportiert: Baumaterial, Lebensmittel und alles, was für den Betrieb auf dem Drachenfels gebraucht wurde, kam oft auf dem Rücken eines Esels hoch. Kein Wunder also, dass die Esel zu echten Symbolfiguren wurden – ohne sie hätte der Berg lange nicht so gut funktioniert.


Stein, Schweiß und Sturheit: Esel im Steinbruch

Was viele Wandernde heute nicht mehr sehen: Das Siebengebirge war einmal ein Hotspot des Steinabbaus. Der Drachenfels selbst war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Steinbruch – und auch hier waren Esel im Einsatz. Bevor LKW zur Verfügung standen, übernahmen die Tiere den mühsamen Job, die schweren Gesteinsbrocken aus dem Berg zu bringen.

Esel sind zwar kleiner als Pferde, aber sie haben’s in sich: Zäh, trittfest und genügsam, perfekt für die engen, unebenen Pfade rund um die Steinbrüche. Und noch etwas spricht für die Esel: Im Gegensatz zu vielen Pferden geraten sie nicht so schnell in Panik. Ihre angebliche ‚Sturheit‘ ist in Wahrheit meist kluge Vorsicht – und die war in einem gefährlichen Arbeitsumfeld wie dem Steinbruch lebenswichtig.

Viele der alten Transportwege, die heute noch als Wanderpfade genutzt werden, verdanken wir den Eseln, die dort jahrzehntelang Lasten schleppten. Es ist also kein Wunder, dass man ihnen in der Region mit Denkmälern, Namen und Geschichten ein kleines Denkmal gesetzt hat.


Mythen, Märchen und Museumsesel: der Esel in der Kultur

Neben der echten Muskelarbeit haben Esel im Siebengebirge auch einen festen Platz in der lokalen Kultur. Besonders rund um den Drachenfels, wo Legenden wie die des Drachen und Siegfrieds zuhause sind, taucht der Esel immer wieder auf – als bodenständiger Gegenpol zur mythischen Action.

So findet sich im Siebengebirgsmuseum in Königswinter ein eigener Hinweiswegweiser in Form von Eseln – liebevoll gestaltet und ein beliebtes Fotomotiv. Auch rund um das Museum und auf verschiedenen Info-Tafeln entlang der Wanderwege stolpert man im besten Sinne über Darstellungen des Esels.

In der Literatur und im Volksmund steht der Esel oft für Geduld, Ausdauer – und manchmal eben auch für Dickköpfigkeit. Im Siebengebirge bekommt diese Symbolik jedoch eine besondere Note: Hier steht der Esel auch für Verbundenheit mit der Landschaft, für Nachhaltigkeit (lange bevor das ein Trend war!) und für das Zusammenwirken von Mensch und Tier in einer Region, die durch harte Arbeit ebenso geprägt wurde wie durch Naturromantik.

Besonders charmant: In Königswinter gibt es sogar kleine Esel-Statuen, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein Lächeln ins Gesicht zaubern – und einen Moment der Geschichte nahebringen, den man sonst schnell vergisst.


Die Rolle der Esel heute: Nur noch zum Streicheln?

Die Zeiten, in denen Esel Lasten auf den Drachenfels trugen, sind lange vorbei. Aber ganz verschwunden sind sie aus dem Siebengebirge nicht! Heute begegnet man ihnen vor allem als Teil von pädagogischen Projekten, auf Streichelhöfen oder bei geführten Wanderungen – sogenannten Eseltrekkings für Kinder hoch zum Drachenfels. Diese geführten Touren sind besonders bei Familien beliebt: Gemeinsam mit einem Esel wandert man gemütlich hoch zum Gipfel, lernt viel über die Tiere und kann die Umgebung aus einem ganz neuen Blickwinkel erleben. Dabei merkt man schnell: Ein Esel geht nicht einfach „so mit“ – man muss ihn überzeugen, ihm vertrauen, mit ihm in Beziehung treten. Es ist ein Erlebnis auf Augenhöhe – buchstäblich.

Wer also beim nächsten Drachenfels-Besuch einen Esel sieht – in Stein, auf einer Tafel oder vielleicht sogar aus Fleisch und Blut – sollte kurz innehalten. Diese Tiere haben die Region mitgeprägt, wie es kaum ein anderes Arbeitstier getan hat. Und wer weiß? Vielleicht wird der nächste Gipfelmoment ja begleitet von einem leisen „Iah“ im Hintergrund.


Ein Hoch auf die Langohren!

Ob als treue Helfer früherer Jahrhunderte, als kulturelles Symbol oder als tierischer Freizeitpartner: Die Esel im Siebengebirge haben sich ihren Platz mehr als verdient. Sie erzählen von Arbeit, Wandel und einer engen Verbindung zwischen Mensch und Tier. Und ganz ehrlich – was wäre der Drachenfels ohne seine Esel? Eben. Also: Augen auf beim nächsten Ausflug ins Siebengebirge – irgendwo wartet garantiert ein Esel auf euch!

Ein Tag nur für sie – Der Welttag des Esels

Wusstest ihr, dass es einen eigenen Feiertag für Esel gibt? Jedes Jahr am 8. Mai wird weltweit der Welttag des Esels begangen.

Kategorien: Kultur

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner